Delegiertenversammlung in Darmstadt

Ein stilles Gedenken an die verstorbenen Mitglieder des BfO eröffnete die diesjährige Delegiertenversammlung in Darmstadt. Danach ergriff Geschäftsführer Dr. Thorsten Freikamp das Wort und begrüßte die mehr als 120 Delegierten in der Künstler- und Wissenschaftsstadt. Ein wirklich geeigneter Ort für eine Versammlung des Verbandes. So vereint die ehemalige Residenzstadt Innovation, Forschung und Kunstsinn. Erst in diesem Jahr hat die UNESCO die dortige Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe zum Welterbe erklärt, was sich einige Delegierte am Sonntag nach der Tagung noch genauer anschauten.

Bei der Arbeit: 16 Punkte standen auf der Tagesordnung, die es für die Delegierten abzuarbeiten galt

Treffen dieser Art waren lange nicht mehr möglich. Im Mai 2019 kamen die Delegierten zuletzt zusammen, dann brachte Corona so einiges durcheinander. In ihrem Tätigkeitsbericht ging BfO-Präsidentin Gisela Klatt auf die lange und schwere Zeit der Pandemie ein. Sie lobte die BfO-Mitglieder ausdrücklich für die Bewältigung vieler Hindernisse und ihren nimmermüden Einsatz. Ihr besonderes Dankeschön galt dabei den vielen aktiven Ehrenamtlern in den Selbsthilfegruppen vor Ort, „die das Herzstück des BfO darstellen und ohne die es den BfO nicht gäbe!“

Klatt stellte fest, dass sich im Berichtszeitraum der Trend zur Professionalisierung der Selbsthilfe verstärkt habe. Vorstand und Geschäftsführer vertreten den BfO gegenüber verschiedensten Institutionen im Gesundheitswesen und positionieren den Verband als kompetenten Ansprechpartner und Interessenvertreter der Osteoporose-Patienten – auch und gerade auf politischer Ebene in Berlin.

Vortrag: Gisela Klatt berichtete über die Aktivitäten des BfO seit der Delegiertenversammlung 2019

Besonders diese von Außen an Vorstand und Geschäftsführung herangetragenen Erwartungen waren angesichts begrenzter personeller Ressourcen nur mit richtiger Schwerpunktsetzung zu erfüllen, berichtete Klatt. Doch ohne die gegenseitige Unterstützung auf allen Verbandsebenen wäre der BfO nicht das, was er ist: die weltweit größte Patientenorganisation und Interessenvertretung von acht Millionen Osteoporose-Betroffenen – und das seit mittlerweile 34 Jahren. „Darauf können wir gerade nach den Erlebnissen aus den letzten drei Jahren stolz sein!“

Doch wie so viele Vereine und Selbsthilfeorganisationen hat auch der BfO mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen. 788 Aktive weniger zählt der Verband seit der letzten Delegiertenversammlung, 17 Selbsthilfegruppen haben sich aufgelöst, zwei neue gegründet. Im Herbst 2020 wurde zudem das Projekt „Gründung Türkisch / muslimischer Osteoporose-Selbsthilfegruppen“ im Ruhrgebiet begonnen. Auch drei der Informationsbroschüren wurden in die türkische Sprache übersetzt.

Delegierte berichten von einer veränderten Einstellung neuer Mitglieder zu Ehrenamt und Verantwortung. Sogar seit langem bestehende Selbsthilfegruppen finden nur schwer neue Gruppenleiter. Auch werde das Angebot des Funktionstrainings sehr gern angenommen, eine 30 Euro-Jahresmitgliedschaft im BfO aber oftmals abgelehnt. So lässt sich eine funktionierende Solidargemeinschaft auf die Dauer schwerlich aufrecht erhalten.

Dabei ist das gemeinsame Training ein Grundpfeiler der Osteoporose-Bekämpfung und gerade die Flyer „Funktionstraining“ besonders gefragt, erklärte die Präsidentin. Und sollten Krankenkassen die Kostenübernahme des Funktionstrainings verweigern, dann hilft der BfO bei einem Widerspruch und unterstützt seine Mitglieder bis hin zur Klage. 

Der neue Vorstand: Bernd Herder, Katy Rosenkranz, Gisela Klatt, Dieter Debus und Gisela Flake (von links)

In der zurückliegenden, durch Corona verlängerten Amtsperiode, kam dem Vorstand seine langjährige Erfahrung zugute. Die Aufgabenbereiche blieben unverändert, so dass die Arbeit in bewährter Art und Weise erfolgreich fortgesetzt werden konnte. In derselben Zusammensetzung stellten sich daher alle Vorstandskolleginnen und -kollegen zur geheimen Wiederwahl. Ohne Gegenkandidaten und mit jeweils überwältigender Mehrheit bestätigten die Delegierten den gesamte Vorstand dann wie folgt:

Gisela Klatt als Präsidentin des BfO, Gisela Flake (Vizepräsidentin), Bernd Herder (Schatzmeister), Katy Rosenkranz (Beisitzerin) und Dieter Debus (Beisitzer)

Ein Kuriosum ergab die Zählung der Delegierten und ihrer Vollmachten. So wurden auch nach wiederholten Kontrollen in einem Wahlgang 170 und in einem anderen 169 Stimmen gezählt. Dies führte zu einer fröhlichen Stimmung, hatte aber keinen Einfluss auf die Gültigkeit der Wahlen.

Aus der Praxis: Delegierte berichteten von den Herausforderungen in den Selbsthilfegruppen

In der abschließenden regen Diskussion ging es unter anderem um Impfverweigerer in den Selbsthilfegruppen, Trainingsteilnahme von Nichtmitgliedern sowie Qualifikation und Honorar von Physiotherapeuten. Geschäftsführer Dr. Thorsten Freikamp machte noch einmal deutlich, dass der BfO ein Leistungsanbieter im Gesundheitswesen ist, der die medizinische Versorgung, das Wohlbefinden und die Eigenverantwortung jedes Einzelnen stärken möchte sowie die Interessen sämtlicher Mitglieder vertritt. Er selbst setzt sich aktiv für angemessene Vergütungen des Funktionstrainings durch die Gesetzliche Krankenversicherung ein – in jedem einzelnen Bundesland. Im Oktober wird es neue Verhandlungen mit dem Ersatzkassenverband vdek geben, so dass sich die Vergütungssätze ab Januar 2022 weiter erhöhen.

Ohne eine finanzielle Grundlage durch die Beiträge der Mitglieder ist eine wirkungsvolle Arbeit des BfO jedoch nicht zu schaffen, ebenso wenig wie eine adäquate Honorierung der Therapeuten. Und was die Teilnahme von Ungeimpften und Testverweigerern an Gruppenaktivitäten betrifft, so sei dies in Zeiten von Corona schlicht nicht möglich, so Freikamp.

Jederzeit ansprechbar: BfO-Geschäftsführer Dr. Thorsten Freikamp

Und noch ein Appell ging an die Selbsthilfegruppen: Gisela Klatt animierte ausdrücklich dazu Pauschal- und Projektförderanträge zu stellen, da die Mittel der Selbstförderung durch die Krankenkassen erheblich aufgestockt worden seien. Damit könne die finanzielle Basis der Gruppe gestärkt und öffentlichkeitswirksame Projekte mit Unterstützung der Krankenkassen verwirklicht werden. Hilfe dazu erhalten die Gruppen ebenfalls von Dr. Freikamp.