Interview: Leben mit Osteoporose

Gisela Klatt, Präsidentin des BfO, im Gespräch mit dem Online-Magazin „Gesund im Land“

Mehr als sieben Millionen Menschen in Deutschland leiden an Osteoporose, aber nur ca. 30 Prozent werden adäquat behandelt. Die Erkrankung des Knochenstoffwechsels hat eine Verminderung der Knochenmasse sowie eine erhöhte Knochenbrüchigkeit zur Folge. Schmerzhafte Folgen sind vor allem Wirbelbrüche und der Oberschenkelhalsbruch. Zu den Risikofaktoren zählen Alter, Geschlecht, genetische Veranlagung und ein ungesunder Lebensstil. Wir sprachen mit Gisela Klatt, der Präsidentin des Bundesselbsthilfeverband Osteoporose e.V., über die Erkrankung, ihre Ursachen und wie man ihr vorbeugen kann.

Frau Klatt, was sind die häufigsten Ursachen für eine Osteoporose-Erkrankung?

Die meisten Osteoporose-Erkrankungen sind hormonell bedingt. Weit seltener kommt es vor, dass andere Krankheiten oder deren Behandlung ursächlich sind. Natürlich gibt es aber bestimmte Risikofaktoren, die das Entstehen einer Osteoporose begünstigen, wie beispielsweise Östrogenmangel. Das Hormon sorgt für den Aufbau neuer Knochenmasse. In den Wechseljahren sinkt die Östrogenproduktion bei Frauen aber drastisch, und der Knochen wird viel schneller ab- als aufgebaut. Das gilt ebenso für Männer, wobei bei ihnen der Abbau langsamer stattfindet. Wir empfehlen daher Frauen ab 60 Jahren und Männern ab 70 Jahren, regelmäßig ihre Knochendichte messen zu lassen.

Krankheiten wie Magersucht oder chronisch entzündliche Darmerkrankungen können ebenso eine Osteoporose zur Folge haben. Die Patienten leiden häufig an einem Nährstoffmangel, welcher zu brüchigen Knochen führt. Weitere Krankheiten aufgrund derer eine Osteoporose entstehen kann sind zum Beispiel rheumatisch-entzündliche Erkrankungen, Tumorerkrankungen oder auch Diabetes.

Wie kann man einer Osteoporose am besten vorbeugen?

Regelmäßige und ausreichende Bewegung ist der wichtigste Punkt der Osteoporose-Prävention. Zu wenig Bewegung führt zu einem Abbau der Knochenmasse. Gleichermaßen sollte auf eine kalziumreiche Ernährung geachtet werden, um den Knochenaufbau zu unterstützen. Alkohol und Zigaretten sind – wie für viele andere Erkrankungen auch – zwei Risikofaktoren. Alkohol schädigt die knochenaufbauenden Zellen und das Nikotin verstärkt den Östrogenabbau.

Die Nachricht, an einer chronischen Erkrankung zu leiden, ist für viele zunächst ein Schock. Hilflosigkeit und die Angst vor der Zukunft sind sicherlich häufige Emotionen, die die Betroffenen im ersten Moment erfahren. Welche Art der Hilfe und Unterstützung können Sie und die BfO-Selbsthilfegruppen anbieten?

Unsere Mitglieder haben den Wunsch, aktiv zu bleiben und ihr Leben selbst in der Hand zu behalten. Durch den Erfahrungsaustausch in der Gruppe sowie die aktuellen Informationsmaterialien und –veranstaltungen, erhalten sie ein breites Wissensspektrum. In Zusammenarbeit mit dahingehend ausgebildeten Therapeuten bieten wir eine spezielle Osteoporose-Gymnastik an, die von der Krankenkasse für 24 Monate übernommen wird, wenn nötig auch länger. Die Mitglieder unserer Gruppen verfolgen das Ziel, sich gegenseitig zu motivieren und somit am Ball zu bleiben – sei es sportlich oder im Alltag. Häufig zahlt sich das regelmäßige Training aus und der Knochenabbau kann gestoppt werden. Die Menschen haben Spaß miteinander und verspüren wieder Lebensfreude, beispielsweise durch gemeinsame Aktivitäten. Der Zusammenhalt der Gruppe macht es besonders Neu-Erkrankten leichter, die Krankheit zu akzeptieren und nach vorne zu schauen. Zusätzlich zu Sport und Aktivitäten erfahren unsere Mitglieder auch psychosoziale Unterstützung und erhalten praktische Tipps für den Alltag.

Regelmäßige Bewegung ist für Osteoporose-Patienten sehr wichtig. Sie benötigen jedoch ein speziell auf ihre Bedürfnisse und Leistungsfähigkeit zugeschnittenes Training. Welche Hilfe bieten Sie hier und was kann jeder Betroffene daheim tun, um langfristig aktiv zu bleiben?

Unseren Mitgliedern bieten wir die bereits erwähnte Osteoporose-Gymnastik an, das sogenannte Funktionstraining. Darüber hinaus haben wir diverse Publikation zum Thema Osteoporose veröffentlicht, die sich mit geeigneter Bewegung und Ernährung beschäftigen. Die Broschüre „Osteoporose und Bewegung“ enthält sogar einen Trainingsplan für zu Hause. Unser Gesundheitsmagazin „Osteoporose – Das Gesundheitsmagazin““ erscheint vierteljährlich und informiert über die neuesten Erkenntnisse und Therapien. Bewegung und Aktivität sind das A und O für Erkrankte. Schwimmen oder Gymnastik helfen dabei, den Knochenabbau zu verringern und in manchen Fällen sogar zu stoppen. Um langfristig aktiv zu bleiben, sollten Betroffene in enger Zusammenarbeit mit Ärzten, Therapeuten und ihrer Selbsthilfegruppe ihre Gewohnheiten an die Krankheit anpassen. Dies schließt den gesamten Alltag ein.