Stomaträger im Schwimmbad – ein Positionspapier der ILCO

Im Grunde ist es unbegreiflich, ja empörend, dass Schwimmbadverbote heute immer noch undifferenziert für Menschen mit künstlichem Darmausgang oder Harnableitung (Stomaträger) ausgesprochen werden – trotz der Verbesserungen bei den nun seit Jahrzehnten guten und sicher haftenden Stomaartikeln. Ob eine sichere Versorgung im Einzelfall gegeben ist, kann das Personal in Bädern ganz sicher nicht beurteilen – allerdings können sie das auch bei der Sauberkeit anderer Schwimmer nicht!

Den Stomaträger, der sich mit unsicherer Versorgung ins Schwimmbad wagt und die Peinlichkeit einer womöglich sichtbar werdenden Undichtigkeit freiwillig auf sich nimmt, gibt es unserer Erfahrung nach nicht! Niemand kann für den konkreten Einzelfall garantieren – aber das kann auch keiner bei Nicht-Stomaträgern. Und Menschen, die es generell mit der Sauberkeit nicht so genau nehmen, gibt es überall. Da unterscheiden sich Stomaträger in Sachen Hygiene nicht negativ von der sonstigen Bevölkerung.
An die Fachleute gerichtet fordert die Deutsche ILCO, dass Stomaträger immer so angeleitet werden müssen, dass sie wissen, woran man frühzeitig erkennen kann, ob die Versorgung noch sicher haftet oder dabei ist „sich zu verabschieden“ – und was man dann tun sollte. Das leidige Thema wird nur „vom Tisch kommen“, wenn alle sach- und fachkundigen Menschen der verschiedenen Professionen und die Selbsthilfe, die ILCO, gemeinsam diese immer noch unbefriedigende Situation angehen und in ihrem Bemühen um Information und Aufklärung nicht locker lassen.
Neben den Initiativen der Deutschen ILCO kann aber auch jeder Stomaträger selbst sowie jeder, der mit Stomaträgern zu tun hat, etwas tun: zum Beispiel durch Information im Kollegen- und Freundeskreis und auch im Kreis der Betroffenen. Damit das erreichte Rehaziel – immerhin nicht ohne Grund von den Kostenträgern und damit der Versichertengemeinschaft bezahlt – nicht nachträglich ad absurdum geführt wird. Und damit Schwimmen für jeden Stomaträger, der das möchte und der gut versorgt ist, endlich Normalität werden kann.

Was tut die Deutsche ILCO?

  • Die Deutsche ILCO hat bereits vor vielen Jahren ein Informationsblatt „Schwimmen/Sauna“ herausgegeben, das wichtige Hinweise und viele Tipps für Stomaträger enthält. Es kann über den Login-Bereich der Internetseite www.ilco.de heruntergeladen werden. In ihren Broschüren ermutigt die ILCO zum Schwimmen und gibt Tipps.
  • In zwei Ausgaben ihrer Mitgliederzeitschrift ILCO-PRAXIS hat sie 2016 die Schwimmbadnutzung zum Schwerpunktthema gemacht. Neben Erfahrungen betroffener Stomaträger wurden die Positionen von Ärzten und dem Verband der Stomatherapeuten (Fachgesellschaft Stoma, Kontinenz, Wunde FgSKW) veröffentlicht.
  • Sie hat das Beratungsinstitut für Hygiene in Freiburg um eine Stellungnahme zu dem Thema gebeten und erhalten. Diese Stellungnahme lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig und findet sich ebenfalls als Datei zum Herunterladen hier.

Weitere Informationen:
Deutsche Vereinigung für Stomaträger ILCO, www.ilco.de